Bis vor kurzem war der Impfstoff ein hochbegehrtes Gut. Die einen hatten es schon geschafft sich impfen zu lassen, viele sehnten sich danach, endlich an der Reihe zu sein. Die vulnerablen Gruppen wurden zurecht bevorzugt, Kinder und Jugendliche blieben monatelang zuhause und leisteten damit ihren Beitrag zur Eindämmung der Pandemie.
Nun ist endlich genügend Impfstoff verfügbar und wir Erwachsenen sollten eigentlich jubeln. Endlich sind wir auf einem guten Weg diese Pandemie eindämmen zu können. Nur zwei Impfungen sind nötig, um unser aller Leben wieder in Richtung Normalität zu führen. Wie wunderbar und was für eine Erleichterung, dass es in so kurzer Zeit ein wirksames Mittel überhaupt gibt!
Umso mehr irritieren mich aber hartnäckige Impfgegner. Mir fallen spontan mehrere Personen ein, die sich auf gar keinen Fall impfen lassen wollen. Ein paar davon sind ängstlich, sich einen neuen Impfstoff spritzen zu lassen. Die kann man vielleicht noch mit mehr Aufklärung überzeugen. Immerhin sind sie nicht komplett dagegen.
Was mich aber wirklich ärgert, sind die Aussagen: „Ich wüsste nicht, was mir das bringen soll, für den Urlaub braucht jeder einen Test, geimpft oder nicht. Dafür lasse ich mir kein neumodisches Zeug in meinen Körper spritzen.“
Beim Impfen gegen Corona geht es nicht nur um uns und unsere Gesundheit, sondern um Solidarität. Die meisten werden jetzt sagen, ja klar, weiß ich doch. Aber offensichtlich gibt es zu viele, denen die Tragweite des Handelns eines Einzelnen nicht bewusst ist.
Wenn sich jeder nur fragt, was es ihm persönlich bringt, bekommen wir diese Pandemie nur sehr schwer in den Griff. Denken wir bitte jetzt an die Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die vieles auf sich nehmen mussten! Homeschooling, Online Studiengänge, keine Freunde treffen, keine Abschlussfeiern, keine Auslandsaufenthalte. Träume, die nicht wahr geworden sind. Zeit, die nicht zurückzuholen ist. Einsamkeit, Angststörungen, Depressionen.
Es ist eine Pandemie, da können wir nichts dafür und konnten auch lange nichts daran ändern. Jetzt aber ist der Zeitpunkt gekommen, wo wir etwas ändern können. Wir können mit unserer Impfbereitschaft dazu beitragen, dass die Pandemie eingedämmt wird, dass sich nicht immer weitere Mutationen durchsetzen.
Darauf zu warten, dass sich die Menschen um uns herum schon impfen und dann wieder alles schnell normal wird, zählt für uns Erwachsene nicht. Denn das müssen schon die Kinder tun, die noch nicht geimpft werden können.
Die Kinder sind darauf angewiesen, dass wir jetzt Verantwortung übernehmen, so dass sie zur Schule gehen können, ihre Ausbildung machen können, Freunde treffen, Partys feiern und ein soziales Leben führen können. Etwas was für uns in ihrem Alter selbstverständlich war.
Die Verantwortung liegt bei uns! Lasst Euch bitte jetzt impfen.
Annette Reiter-Schumann